Montag, 6. September 2010

Betreibt Vater Stronach Kindesweglegung?

Manfred Rottensteiner, der zweite Vizepräsident des SC, ist nach dem plötzlichen Abgang Neumanns um Beruhigung bemüht. Alles ginge "weiter wie üblich". Auch Kapitän Hannes Aigner beruhigt: "Klar ist der Abgang Neumanns ein Thema. Aber schließlich ist es ja nicht er, der auf dem Platz die Leistungen gebracht hat." (Quelle: NÖN)

Ok, soweit so gut. Papa Stronach schweigt bisher öffentlich zu allem. Nur zu Neumann dürfte er Klartext gesprochen haben, und zwar am Freitag, unmittelbar bevor dieser das Handtuch warf.

Der reiche Onkel aus Kanada hat hier in Neustadt einen Fußballklub gegründet, hat nebenbei den 100-Jahre alten Traditionsverein aufgelöst und die willkommene Jugendabteilung praktischerweise seinem neuen Klub einverleibt, hat bei Hunderten Kindern und Jugendlichen die Hoffnung geweckt, professionell trainieren zu können mit dem Ziel, vielleicht einmal im Profifußball anzukommen. Die Fans waren zwar noch nicht sehr zahlreich, aber jedem musste klargewesen sein, dass der Aufbau einer größeren Fanbasis von der Jugendarbeit abhängen muss. Und dieser Effekt wäre spätestens in ein paar Jahren eingetreten. Mit konsequenter seriöser nachhaltiger Arbeit hätte man in der Schulstadt Wiener Neustadt viel erreichen können.

Die ständige "Nicht-Information" des übermächtigen Vaters Stronach, von dessen Wohlwollen alleine der Profifußball in Neustadt abhängt, hat massiv zur Vertreibung der ohnehin schon nicht sehr zahlreichen Zuschauer und Fans beigetragen. Das zarte Pflänzchen hatte sich in Neustadt gerade eben begonnen zu verwurzeln, und schon wurde durch katastrophale Informationspolitik, oder besser "Nicht-Information", alles wieder zertrampelt. Sich dann zu wundern, warum der SC Magna "nicht angenommen" wird, wie dies Neumann jüngst wehleidig feststellte, ist gelinde gesagt naiv. Man hatte es nicht geschafft, den Gerüchten um eine Abwanderung Stronachs nach Kärnten glaubhaft entgegenzutreten, genausowenig wie man es jetzt schafft, glaubhaft Stronachs angebliche Ambitionen in St. Pölten zu dementieren - egal wie an den Haaren herbeigezogen diese Gerüchte auch waren oder sind, die Leute wurden und werden dadurch immer mehr verunsichert. Für viele Fußballfans in Neustadt war vor einigen Monaten der Beginn der Planierungsarbeiten an der Südabfahrt wie ein kleines Weihnachten. Umso größer war die Enttäuschung, als wir erkennen mussten, dass das Stadionprojekt gestorben ist. Alle die uns vor einem "zweiten Rothneusiedl" gewarnt hatten, hatten wir Wochen zuvor noch ausgelacht. Nun sollten sie recht behalten haben und uns auslachen. Das kleine Häufchen treuer Fans hatte Stronach immer tapfer verteidigt, in der Hoffnung auf eine positive Entwicklung ihrer Heimatstadt und ihrer Region. Es ist bitter, aber mal ehrlich: So richtig sicher waren wir uns nie. Es war von Anfang an viel Wunschdenken dabei. Stronach musste klargewesen sein, dass er sich das Vertrauen der Neustädter würde hart verdienen müssen. Wie es aussieht, will er jetzt bereits nach den ersten paar Metern aufgeben. Wie hat der Mann mit dieser Einstellung bloß seine Millionen gemacht?

Unterm Strich ist die Optik katastrophal: Das Vertrauen der Neustädter Fußballfans, und was viel schlimmer ist, das Vertrauen der vielen fußballbegeisterten Kinder und Jugendlichen, ist schlichtweg missbraucht und mit Füßen getreten worden. Es wäre schön, wenn dieser momentane Eindruck trügen würde. Frank Stronach ist derzeit in Österreich. Diese Woche hat er einen Termin mit dem Neustädter Bürgermeister Bernhard Müller. Laut NÖN will Stronach "etwas für die Jugend in Neustadt" tun. Vielleicht gegen die Jugendarbeitslosigkeit? Mit einem neuen Elektroauto-Werk auf dem Gelände des geplanten neuen Stadions?

Ich habe es schon früher einmal geschrieben: Frank Stronach könnte sich hier in Wiener Neustadt ein Denkmal setzen. Es wäre schade, setzte er das aufs Spiel. Auch ein Frank Stronach hat nicht ewig Zeit. Er sollte sich beeilen bzw. auf bereits gelegten Grundsteinen weiter aufbauen, wenn er die Früchte seiner Fußballförderarbeit noch selbst erleben will. Immerhin stammt ein Gutteil der hervorragenden jungen Spieler des SC Magna Wiener Neustadt aus der Frank Stronach Akademie: Das junge Tiger-Team aus eigenem Nachwuchs, von dem dem der alte Mann immer geträumt hatte, droht nun vor die Hunde zu gehen, sollte Vater Stronach seine Jungs, und damit meine ich auch den ganzen Neustädter Nachwuchs und die Fans, im Stich lassen und sein Kind "SC Magna Wiener Neustadt" einfach weglegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen